Umstrittener Kartendienst - Google-Dienst Street-View zeigt ab sofort neue Bilder in Deutschland Vor 13 Jahren hieß die Kanzlerin Merkel, der Papst Ratzinger, im Radio lief Unheilig und Google stellte Bilder von deutschen Straßen und Häusern online. Nach großem Protest wird nun erstmals das Material aktualisiert. Alte Widersprüche gelten nicht mehr. Die Kartenanwendung Google Maps zeigt nach etwa 13 Jahren Aktualisierungspause wieder frische Panorama-Bilder aus Deutschland an. Der Internet-Konzern stellte am Dienstag neue virtuelle Ansichten von Straßen und Sehenswürdigkeiten der 20 größten deutschen Städte online. Zusätzlich seien weitere Regionen in ganz Deutschland hinzugekommen, die nun erstmals virtuell in Google Street View besucht werden könnten, teilte Google mit. Bei der Einführung von Street View in Deutschland im Jahr 2010 war der Dienst auf zum Teil starken Widerstand in der Politik, bei Hauseigentümern und Datenschützern gestoßen. Fast eine Viertelmillion Menschen legten damals Widerspruch ein und zwangen Google, die Abbildung ihrer Häuser zu verpixeln, was die Qualität des Dienstes insgesamt beeinträchtigte. Daraufhin kündigte der Konzern an, keine weiteren Kamerafahrten mehr hierzulande zu unternehmen. Deshalb wurde in den Großstädten, etwa Berlin, seitdem der Stand von vor 2010 konserviert - Brandenburg war nahezu ein weißer Fleck bei dem Dienst. Die nun veröffentlichen Bilder stammen aus dem vergangenen Jahr. Google ist zudem seit Juni erneut mit Fahrzeugen in Deutschland unterwegs, um weitere Regionen zu Street View hinzufügen zu können. Die Fahrzeuge werden noch bis Oktober durch Stadt und Land fahren, um Fotos aufzunehmen. Um bestimmte Sehenswürdigkeiten gut zu erfassen, sind auch Beschäftigte mit einem Kamerarucksack zu Fuß unterwegs. Die Google-Autos filmen keine Videos, sondern erstellen alle paar Meter hoch auflösende 3D-Panoramabilder. Die werden später mit einer Software digital miteinander verknüpft, so dass sich die Anwenderinnen und Anwender virtuell in dem Straßenbild bewegen können. Die insgesamt neun Kameras befinden sich in 2,9 Metern Höhe und erfassen auch Straßenschilder und Schriftzüge von Geschäften. Auto-Kennzeichen und die Gesichter von Passanten werden automatisch verpixelt. Die neue Version von Street View wird nach und nach online gestellt. Prominente Straßenzüge wie der Berliner Kurfürstendamm standen bereits am Dienstagmorgen mit frischem Bildmaterial online. Möglich waren auch virtuelle Reisen zum wieder aufgebauten Stadtschloss in Berlin, in das neu entstandene Werksviertel in München mit seinem Umadum-Riesenrad oder ein virtueller Besuch der 2016 fertiggestellten Elbphilharmonie in Hamburg. Google muss wie im Jahr 2010 jede Wohnung und jedes Haus vor der Veröffentlichung der neuen Bilder unkenntlich machen, wenn Mieter oder Eigentümer das wollen. Allerdings gelten die alten Widersprüche nicht mehr, sie müssen neu gestellt werden. Das kann per Mail, Formular oder Post erfolgen. Bislang haben sich nur wenige Menschen in Deutschland gegen eine Veröffentlichung der neuen Panorama-Bilder ausgesprochen. Der Widerspruch kann per Mail an die Adresse streetview_deutschland@google.com oder per Post an Google LLC, Betr.: Street View, PO Box 111607, 20416 Hamburg geschickt werden. Sendung: rbb24 Inforadio, 22.07.2023, 15.03 Uhr
NAG Redaktion
Versierte Journalisten mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Arbeiteten seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Haben für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und sind bekannt für tiefgründige Analysen und klare Darstellungen komplexer Sachverhalte.