Deutschland gibt sich mit der Natur nur wenig Mühe: Laut einer aktuellen Studie sind lediglich 0,62 Prozent der Fläche des Landes als große Wildnisgebiete ausgewiesen, was bei weitem nicht den angestrebten 2 Prozent entspricht. Diese enttäuschende Bilanz wurde kürzlich von mehreren Naturschutzorganisationen, darunter die Naturstiftung David, vorgestellt. Adrian Johst, Geschäftsführer der Stiftung, wies darauf hin, dass man mit den derzeit geplanten Naturschutzprojekten in den kommenden 30 Jahren immerhin auf 0,73 Prozent kommen könnte. Das Ziel von zwei Prozent wurde bereits 2007 in der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt gesetzt und sollte bis 2020 erreicht werden, was glücklicherweise nicht gelang, wie rbb24.de berichtete.
Wachsendes Potenzial für Wildnis
Trotz des verpassten Ziels sehen Experten Potenzial für mehr Wildnisflächen in Deutschland. Die Hochrechnungen zeigen, dass sich auf weiteren 1,67 Prozent der Landesfläche neue Wildnisgebiete etablieren lassen, was sogar die zwei Prozent übertreffen könnte. Von den Bundesländern sind Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg mit 1,6 bzw. 1,1 Prozent bereits auf dem besten Weg, ihre regionalen Ziele zu erreichen. Insbesondere die etwa 38.000 Hektar großen Wildnisflächen in Mecklenburg-Vorpommern werden demnächst durch eine zusätzliche Fläche auf Rügen erweitert, wie fr.de ausführte. Es besteht die Möglichkeit, dass auch in dicht besiedelten Regionen wie Nordrhein-Westfalen die Ausweisung von Wildnisgebieten realisiert werden könnte, wenn die politischen Rahmenbedingungen es zulassen.
Die bestehenden Wildnisgebiete, die oft in Nationalparks liegen, sind wichtig für den Erhalt der biologischen Vielfalt sowie den Klima- und Hochwasserschutz. Die Bundesregierung plant nun, ihre Strategie zur Erreichung des Ziels bis 2030 zu überarbeiten. Dafür sind Kooperationen mit Ländern, privaten Organisationen und Verbänden erforderlich, um die notwendigen Flächen zu sichern, denn der Bund allein verfügt nicht über ausreichend Land, um dieses Vorhaben zu realisieren.